Kommunikation
Die Dynamik einer Gruppe steht und fällt mit der Art und Weise der Kommunikation. Als Vorbild kommuniziert der Leiter oder die Leiterin der Gruppe. Verbale Übungsanleitung, Vortrag, Erlären, Aleiten und Gruppengespräche sind Mittel der Durchführung des Gruppenkurses. Doch auch zwischenmenschliche Beziehungen in der Gruppe sind ein Spiegel des Kursleiterts oder der Kursleiterin. Daher ist es für dessen Handeln wichtig, sich über den Einfluss seiner eigenen subjektiven Wahrnehmung und seiner Wirkung auf die Kommunikation in der Gruppe bewusst zu sein. Wenn du einem Teilnehmenden etwas mitteilst, dann teilt du das gleichzeitig der gesamten Gruppe mit. Zudem kann die Gruppe durch die Art und Weise der Kommunikation interpretieren, wie der Gruppenleiter oder die Gruppenleiterin die Person sieht.
Dein Auftreten –auch Online– , wie du kommunizierst und welche Körpersprache du zeigst, nimmt immer Einfluss auf die Teilnehmenden, und zwar im positiven als auch im negativen Sinn.
Ein wertschätzender achtsamer Umgang sind notwendiger Bestand des Lernens und unvermeidbar bei interaktivem Angeboten.
Du handelst in einer Gruppe motiviert, freundlich, bestimmend, entscheidungsfähig, verantwortungsbewusst und gerecht. Du bist Leiter/in, Vorbild, Experte/in, Berater/in und ein bisschen auch „Animateur“. Du regst den Gruppenprozess an, triffst Absprachen mit den Einzelnen und vereinbarst gemeinsame Ziele. Dein Verhalten ist empathisch und dein Auftreten sympathisch.
klingt logisch, oder? Ist allerdings manchmal gar nicht so einfach umsetzbar.
Was bedeutet Kommunikation in der Gruppe?
Kommunikation ist der Austausch von Informationen zwischen Individuen. Neben dem Hören der sachlichen Inhalte, folgt die Interpretation der Mitteilung nach Schulz von Thun (2009) verschiedenen Aspekten ((zur Vertiefung Schulz von Thun 2009 und Buch Kommunikation)), die vion der individuellen Wahrnehmung bei jedem Menschen unterschiedlich erfolgen. Es werden bewertende, selbst empfundene und appellierenden Inhalte aus der Nachricht "heraus gehört". Je nachdem, in welcher Beziehung der Empfänger zu dem Sender steht, welche Erfahrungen er mit verschiedenen Redewendungen, Worten, Betonungen gemacht hat und was er als Appell aus der Nachricht hört, kann eine Nachricht demnach gleichzeitig mehrere Botschaften enthalten und wird sehr individuell gedeutet. Emotionale und kognitive Missverständnisse können durch dieses Konstrukt erzeugt werden.
Beispiel:
Der Physiotherapeut Herr Moritz sagt zur Gruppe: „ Die Übung wird mit gebeugten Beinen ausgeführt.“. Frau Müller interpretiert: „Immer mach ich alles falsch.“. Herr Herms interpretiert: „Ich bin ja nicht gemeint.“(obwohl er die Beine streckt). Frau Saale denkt: „Ich finde es gut, dass Herr Moritz uns oft korrigiert.“
Sprache ist untrennbar von der Handlungsweise. Sprache findet auch auf der Körperebene statt (Körpersprache)), im Gesicht (Mimik) und in der Betonung (Artikulation). Auch der Satzbau, die Wortwahl und das Sprachverständnis beeinflussen unsere Sprache und damit das Wirken auf die Umwelt. Ein wichtiges sprachliches Mittel, sind die → ((S.x)) verbalen Maßnahmen. Das Anleiten und Korrigieren von Bewegungen kann, wie im obigen Beispiel verdeutlicht, unterschiedlich interpretiert werden. Das Beschreiben von Bewegungen kann sogar zu großen Missverständnissen führen.
Beispiel
Die Bewegungsanweisung „Sitzen Sie gerade“ ist sehr ungenau. Zum einen kann man gerade sitzen sehr unterschiedlich interpretieren. Was ist „gerade“? „Gerade wie ein Stock?“ oder „Still und in sich ruhend?“. Wie liegen die Wirbel übereinander, warum ist die Wirbelsäule krumm (physiologische Form) und trotz dem sagt man „Gerade“ dazu? Diese Fragen könnten mit den Teilnehmern erörtert und ausprobiert werden, wenn das Ziel des Physiotherapeuten eher die Verbesserung der Wahrnehmung ansprechen möchte. Das Erlernen eines physiologisch aufrechten Sitzens sollte genaue messbare, beobachtbare oder spürbare Aussagen treffen. Die genaue Formulierung von Feinzielen ist hierfür notwendig und wird in Kapitel 2 beschrieben ((→ hier wird diese Beispiel auch noch einmal aufgenommen auf S.x))
Die Aufgabe des Therapeuten liegt darin die Kommunikation zu erleichtern. Dies erreicht er durch das Variieren von verbalen Maßnahmen und einem Wechsel der Aufmerksamkeit zwischen verschiedenen Wahrnehmungsebenen.
Kommunikation kann auch im Bewegungsunterricht erlebt und bewusst wahrgenommen werden. Ein geschultes Körperbewusstsein fördert die Selbst- und Fremdwahrnehmung. Hierdurch kann ein natürliches Kommunikations- und Kooperationsverhalten entstehen.
Das Verbessern des eigenen Körpergefühls, gelingt durch das bewusste Verbalisieren von Gefühle vor, während und nach einer Bewegungsausführung. Hierdurch entsteht ein aktives Körpererleben, Fragen werden aufgeworfen, unterschiedliche Empfindungen und Ansichten werden deutlich. Sprüche und Redewendungen, wie z.B. „Nicht von der Stelle weichen oder ausharren“ können bewusst erlebt werden, indem die Doppeldeutigkeit in der Bewegung ausgeführt und gleichzeitig individuell interpretiert und nachempfunden wird.
Beispiel
Frau Liepold lässt die Gruppe zu Paaren frei im Raum verteilen. Die Teilnehmer stehen hintereinander, wobei der Vordere den Raum erkunden soll (hier hat Frau Liepold vorher Gegenstände und Hindernisse verteilt) und der Partner „Auf dessen Spuren wandern“ soll. Am Ende der Übung tauschen sich die Paare untereinander aus. Frau Liepold gibt hierzu vorher schon Schwerpunkte wie z.B.: „ Wie fühlt es sich an jemanden auf den Spuren zu sein? und Wie fühlt sich das an, verfolgt zu werden?“ oder „Welchen Weg wählte ihr Partner? War dieser Weg für sie leicht nachzugehen?“
Nicht zuletzt ist ein Lernen ohne Reflexion und gedanklichen Austausch gar nicht möglich. Das bewusste Einplanen eines → ((S.x))Unterrichtsgespräches ist demnach erforderlich (auch bei der Partnerarbeit und in Kleingruppen). Es ist jedoch denkbar schwierig. Denn der Redeschwall eines Einzelnen kann rasch eine Bewegungsstunde in eine Theorie-Stunde verwandeln. Wird ein Teilnehmer zu langatmig, bedarf es der sensiblen Herangehensweise des Therapeuten hier bestimmend und höflich abzubrechen. Auch der Therapeut achtet schließlich auf kurze klare verbale Instruktionen.